Roger Lisch: Camarque und Grau du Roi

Ein Reisebericht von Roger Lisch

Unsere Reise durch Frankreich dauerte insgesamt fünf Wochen, davon haben wir sieben Tage für die Camargue reserviert. Mit “wir” meine ich meine Frau Gabi und mich.

Schon vor längerer Zeit hatten wir geplant, die Camargue zu besuchen, doch Corona und andere Projekte machten uns damals einen Strich durch die Rechnung. Dieses Jahr konnten wir unser Vorhaben endlich in die Tat umsetzen.

Warum gerade die Camargue?

Meine Fotofreundin Alexandra, die bis Anfang der 2020er-Jahre im Rhein-Main-Gebiet lebte, hat sich dort ein neues Leben aufgebaut – zusammen mit ihrem Partner, Tochter, Hund, Katze und etwa 70 Pferden.

Die weißen Pferde der Camargue – ja, sie existieren!

Diese Pferde werden gezüchtet, ausgebildet und für verschiedene Aufgaben verkauft.

Wilde weiße Pferde gibt es allerdings nicht.

Alexandra ermöglichte uns, mit diesen Pferden bei Sonnenaufgang durch die Sümpfe zu reiten und an mehreren Tagen morgens und abends am Strand zu sein. Das war ein einzigartiges Erlebnis, das uns für immer in Erinnerung bleiben wird. Über dieses Erlebnis und nützliche Kontakte werde ich in einem separaten Bildbericht detailliert informieren.

Wir hatten unser Quartier bei Gudrun in der Nähe von Aigues-Mortes. Gudrun lebt schon seit vielen Jahren in der Camargue und wohnt in einem kleinen Haus mit Gästezimmern. Sie kennt die Camargue in- und auswendig – nichts entgeht ihrem Wissen. Man könnte sie als wandelndes Lexikon bezeichnen!

Es war auch Gudrun, die uns auf ein besonderes Ereignis hinwies, das nur fünf Kilometer entfernt im Hafenstädtchen „Grau du Roi“ stattfand. Dieses Event, das nur an jenem Wochenende während unseres Aufenthalts stattfand, war der „Course Camarguaise“ mit der „Trophäe der Asse“.

„Course Camarguaise“

Der „Course Camarguaise“ ist ein sportlicher Stierkampf, der ausschließlich in drei Orten der Camargue veranstaltet wird. Dabei wird kein Stier getötet, und es fließt auch kein Blut – außer, wenn ein Sportler sich verletzt. Nach dreimal sechs Minuten darf der Stier die Arena verlassen und auf die Weide zurückkehren.

Ein weiteres Highlight dieses Events ist der Stiertrieb: Die Stiere werden morgens nach Grau du Roi gebracht und am Strand ausgeladen, wo sie entspannt auf das anstehende Ereignis vorbereitet werden. Gegen 14 Uhr kündigte ein Böllerschuss den Beginn des Stiertriebs durch die Straßen von Grau du Roi an. Diese Straßen sind eigens durch Gitter abgesperrt, und Ansagen in sechs Sprachen warnen die Zuschauer vor möglichen Gefahren. Am Strand formieren Reiterinnen und Reiter ihre Pferde zu einem V, in dessen Mitte maximal fünf Stiere laufen. Die Pferde halten diese Formation, während sie die Stiere durch die Stadt zur Arena geleiten. Eigentlich ist das Ganze ungefährlich – abgesehen von einigen Jugendlichen, die es als Mutprobe sehen, den vorbeilaufenden Stier am Schwanz zu ziehen. Zum Glück ging alles gut!

Der sportliche Stierkampf funktioniert so:

Zwischen den Hörnern des Stiers wird ein feiner Draht gespannt, an dem ein kleines Symbol befestigt ist. Außerdem werden auf beide Hörner mehrere Stoffringe gesteckt. Mit dieser „Ausrüstung“ betritt der Stier die Arena. Dort warten bereits zwei Gruppen von jeweils sieben männlichen Sportlern, die sich an den Seiten der Arena positionieren – eine Gruppe rechts, die andere links, je nachdem, ob sie Rechts- oder Linkshänder sind.

Die Herausforderung für die Sportler besteht darin, sich dem Stier zu nähern und sowohl das Symbol als auch die Ringe von den Hörnern zu entfernen. Jedes der Objekte hat einen bestimmten Wert. Die Stiere sind allerdings alles andere als kooperativ! Ihre Hörner bleiben unverkürzt und ungeschützt. Über Lautsprecher werden den Sportlern während des Wettkampfes ständig Prämien für ihre Erfolge versprochen, um sie zu motivieren. Am Ende steht die prestigeträchtige „Trophäe der Asse“ auf dem Spiel!

Am späten Vormittag begeben sich die Reitertruppen zum Strand um die Stiere abzuholen und zur Arena zu führen.

Noch ist Nähe erlaubt
Angekündigt durch einen Böllerschuss dauert es nicht lange bis die ersten Reiter die ersten Stiere zur Arena bringen.
Sehr deutlich ist hier die V-Formation zu sehen.
Jugendliche versuchen die Stiere am Schwanz zu ziehen, was als Mutprobe angesehen wird. Für den Transport sind die Hörner abgedeckt
Hier sieht man die Symbole die es zu ergreifen gilt.
die Hände und Finger sind dafür präpariert. Hier deutlich zu sehen, dass das Horn den Sportler bereits «massiert».
Gespanntes Warten
dann geht es aber auch gleich zur Sache
Einige Versuche enden in der Flucht über die Balustrade
Die Reaktion des Stiers ist nicht kalkulierbar

By Ralf

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